Gotland 2017
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- Geschrieben von Julian

Von Rügen nach Gotland und zurück 05.06 bis 15.06.2017
Ahoi liebe Segler,
folgende Mail erreichte mich gestern Abend von der Crew der Estrella, die sich im Fahrwasser der alten Wikinger auf den Weg nach Gotland macht:
Wir melden uns aus Breege auf der Insel Rügen. Dem Ausgangshafen unseres Törns nach Gotland.
Schiff : SY ESTRELLA (Bavaria 51)
Skipper: Hans, Crew: Andy, Elisabeth, Jochen, Manni, Michael
Alle Crewmitglieder sind am Samstag den 3. Juni gesund und munter in Breege eingetroffen. Nach der unproblematischen Schiffsübernahme und dem Verstauen von ca. einer halben Tonne Gepäck und Proviant (vom Frühstücksei bis zum Schweinebraten mit Knödeln und Getränken für zwei Wochen ist alles dabei) auf der Estrella, einer Bavaria 51, wird uns allen im Lokal Zum alten Fischer ein sehr gutes Abendessen serviert. Als Zugabe sehen wir uns in selbigen Lokal das Championsleague Endspiel an. Durch die lange Anfahrt (14 Stunden) sind wir alle ziemlich kaputt und verholen uns recht früh in die Kojen. Am Sonntag schlafen wir aus, kontrollieren laufendes und stehendes Gut, machen uns mit der Yacht vertraut und bereiten uns für das morgige Auslaufen vor, denn unser Plan ist........ Non-stop Richtung Gotland! 270 Seemeilen entfernt! Wind und Wettervorhersage versprechen günstige Bedingungen mit Raumschot- und Halbwindkursen bei Windstärken zwischen 3 bis 6 Beaufort. Das hieße 45 Stunden auf See bei geschätzten 6 Knoten Fahrt über Grund im Durchschnitt, also Ankunft in Visby auf Gotland am Mittwoch morgen.
Montag 05.06.11:10 Uhr wir legen ab Richtung Gotland
Leider stimmt laut Vorhersage nur die Windrichtung. Der Wind ist zu schwach um zu segeln. Diese Bedingungen bleiben die nächsten 22 Stunden... Wir motoren 135 Seemeilen. Schade... Wenigstens haben wir Sonnenschein und ruhige See. Die 1. Nachtfahrt war trotzdem anspruchsvoll. Viel Schifffahrtsverkehr.Wir lassen Bornholm an Steuerbord liegen. Nördlich von Bornholm endet auch der elektronische Kartensatz. Hans hat für diesen Törn eine 2er Wache eingeteilt mit der Steuerbord Wache Jochen, Manni und Hans und der Backbordwache Micha, Andy und Elisabeth. Erstgenannte sind Wachführer und Navigator. Durch den Wegfall der elektronischen Karte haben beide Wachen an der Papierkarte mit Zirkel und Bleistift mächtig zu tun... Macht aber auch mal wieder richtig Spaß. Dieses Wachsystem läuft über den gesamten Törn, auch wenn wir festgemacht haben und es funktioniert super. Clever gemacht von unserem Skipper Südöstlich von Öland können wir endlich Segel setzen bei 3 Beaufort aus Ost. Ab jetzt wird es richtig geil. Herrlichstes Wetter. Der Wind frischt auf bis 6 Beaufort alles aus Ost, bei einem Kurs von 25 Grad. Super! Unsere Estrella ist wach und läuft prima trotz einer recht kleinen Genua. Eine richtige Rauschefahrt, den ganzen Tag und die ganze Nacht durch, bis vor die Hafeneinfahrt von Visby. Die Logge zeigt in der Spitze 10.4 Knoten an.Das war der Ausgleich zum langen Motoren. Nach 42 Stdunden und 281 Seemeilen im Kielwasser machen wir längsseits um 5:40 Uhr im Hafen von Visby fest.Chefbackschafter Manni und Elisabeth versorgen uns hierbei mit reichhaltigem Frühstück und auch während der Fahrt hervorragenden Menüs, bei dieser Krängung immer wieder zu bewundern! Alle sind happy aber auch ziemlich erledigt. Nach einem Anleger verholen wir uns alle in die Kojen und schlafen erstmal, ohne den Wecker für die nächste Wache stellen zu müssen. Nach dem Aufklaren unserer Estrella hat uns Skipper Hans den Tag zur freien Verfügung überlassen. Duschen, in Visby bummeln, Eis essen gehen oder einfach in der Koje ausruhen, sind hier die Favoriten. Heute und morgen sind tagsüber gemeinsame Ausflüge auf dieser doch sehr geschichtsträchtigen Insel geplant. Wir melden uns wieder wenn es weiter geht, voraussichtlich am Freitag abend, sofern das Wetter so bleibt wie vorhergesagt.
Freitag 09.06
Zwei sehr interessante Tage voller geschichtlicher Eindrücke auf Gotland, besonders aus Visby, liegen hinter uns.
In der Crewbespesprechung beschließen wir, heute Abend um 20:00 Uhr auszulaufen. Der Wind hat uns die Entscheidung leicht gemacht. Er soll über Nacht aus Südsüdost mit 3 bis 4 Beaufort, in Böen 4 bis 5, kommen. Ziel ist mit Kurs nach Westen die kleine Stadt Figeholm auf dem schwedischen Festland, unser nördlicher Ausgangspunkt zum Kalmarsund, 62 Seemeilen von Visby entfernt. Geschätzte Ankunftszeit ist 6:00 Uhr am Samstag morgen. Den Tag werden wir im Hafen und in der Stadt verbringen. Der Kalmarsund wird gebildet durch das schwedische Festland und der vorgelagerten Insel Öland. Am Sonntag morgen geht's dann weiter nach Kalmar (50 sm) und am Montag nach Kristianopel (20 sm) unser Sprungbrett am südlichen Ausgang des Sunds, um mit hoffentlich gutem Wind nach Bornholm zu segeln. Zur navigatorischen Stärkung gibt es heute um 17:30 Uhr noch Jägerschnitzel mit Salzkartoffeln und Gemüse. Als Nachspeise ist Schokoladen - Vanilleeis vorgesehen.Soweit unser 3 Tagesplan.
Freitag 09.06. 20 Uhr Ablegen Visby - Figeholm
Wir legen ab mit Ziel Figeholm, ein kleiner Hafen auf dem schwedischen Festland am nördlichen Eingang des Kalmarsunds. Kurz nach der Hafenausfahrt von Visby können wir Segel setzen. Doch der Spaß dauert nur eine halbe Stunde, dann schläft der Wind ein. Wir müssen die Nacht durch motoren und machen um 7:00 Uhr in dem verschlafenen Örtchen Figeholm fest. Herrlichstes Wetter, mehrere Anlegerbiere, dann ab in die Kojen.
Sonntag 11.06. Figeholm - Kalmar
Leinen los um 7:30 Uhr, 60 Seemeilen liegen vor uns. Doch der Wind kommt mit 3-4 Beaufort aus Süd.Mist. Der Skipper entscheidet sich für den Jockel. Kreuzen macht keinen Sinn. Wir würden bestimmt 50 Wenden fahren müssen und 100 sm aus der eigentlich nur 50 sm langen Strecke machen. Die letzten 2 Tage ist Rasmus nicht wohl gestimmt für uns.
Montag 12.06. Kalmar - Kristianopel
Der heutige Tag beginnt viel versprechend mit der Wetterprognose: Nachmittags Wind aus West 5 Bft. mit 8er Böen teils heiter, teils bewölkt mit kleinen Regenschauern. Das ist unser Wetter! Wir laufen um 13:00 Uhr aus, herrlichstes Segelwetter 5 Bft. Wind, aber auch mit den angekündigten Böen. Kaum 2 Stunden unterwegs geht's richtig los. Wir segeln mittlerweile im 2. Reff im Groß und 1. Reff in der Genua um die Böen abzuwettern ca.3-4 sm Abstand zur Festlandküste. Wir sehen, wie sich über dem Festland mehrere Gewitterzellen aufbauen. Einige gehen vor uns durch andere hinter uns durch. Aber auch einige durch uns durch mit Windgeschingkeiten um die 40 Knoten. Die wettern wir ab durch Abfallen, durch die eingebunden Reffs händelbar. Aber dann sehen wir ein sich aufbauendes Monster, rabenschwarz, schnell größer werdend und auf uns zukommend. Blitzschnell packen wir das wenige Tuch weg, auch 2 mitlaufende andere Segelyachten richten ihren Bug nach Westen und packen alles ein.Gerade fertig, geht das Monster durch uns durch. 50 Knoten Wind, der Regen fliegt waagerecht. 2 Minuten später ist der Spuck vorbei, die Sonne kämpft sich im Westen durch, der Wind ist weg und wir fahren die letzten Meilen unter Motor in den Hafen. 40 Seemeilen im Kielwasser.
Dienstag 13.06. Kristianopel- Rönne
90 Seemeilen liegen vor uns. Wind aus West mit 4-7 Beaufort, harter Amwindkurs. Der Wind dreht zurück wir gehen mit. Nach 45 Seemeilen sind wir 8 Seemeilen von unserem eigentlichen Kurs versetzt. Die 2 bis 3 Meter hohe Welle von Steuerbord versetzt uns zusätzlich. Jetzt muss eine Entscheidung fallen. Ablaufen nach Polen...? 100 Seemeilen entfernt... Zurück nach Kristianopel wären es 45 Seemeilen, aber Raumschots. Mit Kurs nach Westen am südlichen Zipfel von Schweden einen Hafen anlaufen unter Motor oder Kreuzen?... Auch noch 50 Seemeilen. Nichts passt richtig.Wir entscheiden uns für den kleinen Hafen Gudhjem auf der Ostseite von Bornholm, geschützt gegen Legerwall und dieser ungemütlichen Welle leider geht dieser Kurs nur unter Motor. Doch die Entscheidung wurde uns sowieso abgenommen, hören wir doch kurz darauf Schüsse und sehen Blitzfeuer Backbord querab. Bei all den Wetterproblemchen sind wir doch glatt einige Seemeilen ins Sperrgebiet der dänischen Kriegsmarine rein gesegelt. Segel runter und Kurs 270 Grad, da kommt auch der Wind her, um da schleunigst raus zu kommen. Vor unserem Zielhafen angekommen stellen wir fest, der Hafen ist geschlossen. Die halbe dänische Kriegsmarine liegt davor, was los ist wissen wir nicht... Ob die uns wohl suchen? Naja Wir laufen ab nach Svaneke 8 Seemeilen südlicher.Nach 90 Seemeilen und 16 Stunden unterwegs laufen wir ziemlich kaputt endlich Nachts um 23:30 Uhr ein.
Am Mittwoch bleiben wir im Hafen. Die Sonne scheint, es ist 25 Grad warm, die Eiswürfelmaschine läuft der Campari O schmeckt. Wir sind alle gesund, uns geht es gut. Anbei ein Foto aus dem Hafen Svaneke, für Dänemark recht ungewöhnliches Anlegen.Rückwärts mit Mooringleine.
Donnerstag 15.06. 6:00 Uhr
Wir entschließen uns schon heute nach Breege zurückzusegeln. Die Wettervorhersage für Freitag sieht nicht gut für uns aus. 8:15 Uhr werfen wir die Leinen los und machen uns bei Sonnenschein und ruhiger See auf den Weg. Leider bleibt der günstige Nordwest mit 3-4 Beaufort aus. Wir müssen die 97 Seemeilen motoren. Um 20:30 serviert uns unser Meisterkoch Manni noch schnell einen fantastischen Rinderschmorbraten mit Erbsen, Möhren, Rotkraut, Salzkartoffeln und zum Nachtisch Pfirsiche.Um 21:30 Uhr sind wir dann an der Ansteuerungstonne Hiddensee. Alle Mann an Deck, der Wachplan ist aufgehoben. Jetzt noch 2 Stunden durch das Boddengewässer. Die Taschenlampen liegen bereit zum Anleuchten der Fahrwassertonnen. Um 23:30 Uhr machen wir im Hafen von Breege fest. Gut gelaunt und bester Dinge, die Anspannung, nach dieser doch stressigen Einfahrt über 10 Seemeilen bei Dunkelheit unfallfrei im Kielwasser gelassen zu haben, lässt nach, wir genehmigen uns noch einige Anleger und gehen gegen 2 Uhr in die Kojen. Ein wirklich schöner und spannender Segeltörn ist zu Ende. Dazu gelernt haben wir auch alle wieder. Die Stimmung an Bord war von Beginn an prächtig. Wir haben an der Steuerbordseite die schwedische und dänische Gastlandflagge gehisst und 620 Seemeilen im Kielwasser gelassen. Es war einfach nur ein klasse Törn. Abgerundet mit einem hervorragenden Captains Dinner. Das angehängte Bild wurde direkt nach dem Einlaufen in Breege aufgenommen. Es grüßt die noch fröhlichere Crew der ESTRELLA






